Tengpoche liegt auf einem langgezogenen Höhenrücken hoch oben über dem Dudh Kosi. Der Weg verlief zunächst abwärts nach Phunki, 3.250 m, um sich dann steil nach oben zu schwingen. Manisteine und Tschörten, die Miniaturausgaben der Stupas, wiesen uns den Weg.Beim Aufstieg durch den Wald begegneten uns immer wieder Porter, die Khumbu-Träger mit ihren unglaublichen Lasten, die sie in Tragekörben, verbunden mit dem Stirnriemen (Namlo), transportierten.Auf dem, dank unserer guten Akklimatisation, für uns nicht allzu beschwerlichen Weg nach oben herrschte am Morgen friedliche Stille, ganz so, als ob der Pilgerweg seinem Namen alle Ehre machen wollte. In einen Tschörten hatten Witzbolde die amerikanische Flagge gesteckt, die Kazi leise entfernte.Unser heutiges Hauptziel, das einmalig schön gelegene Kloster Tengpoche, gleichzeitig Mönchsschule mit über 100 Mönchen, ist erreicht. Der erste Blick fällt auf die kleine Stupa, die den Eingang zum Tempelbezirk markiert.Was wir nun zu sehen bekommen, raubt uns den Atem. Hinter den goldenen Dächern des "Gelupka Klosters" prangen die Achttausender Lhotse und Everest im Sonnenschein. Wir stehen 10 km Luftlinie vom höchsten Berg der Erde, dem Mt. Everest, entfernt und bestaunen die Eisriesen des Himalaya-Gebirges. Diesen exponierten Platz hat wohl James Hilton gemeint, als er 1933 sein "Shangri La", das mystische Paradies, im Buch "Lost Horizon", verewigte.
Das weltberühmte Kloster Tengpoche brannte 1989 vollständig ab, weil die neu installierte Elektroleitung unsachgemäß angebracht war. Es wurde jedoch mit Unterstützung vieler Hilfsorganisationen, unter anderem auch des DAV, vollständig wieder aufgebaut.Das Kloster ist das religiöse Zentrum des Khumbu. 60 Mönche und 40 kleine Mönchsschüler, meist aus armen Familien, leben heute in Tengpoche. Es ist Mittagszeit und der ganze Tempelbezirk wirkt heiter und gelassen. Mönche sitzen in ihren purpurroten Kutten und Fleecejacken schwatzend auf den Stufen oder schlendern über den Vorplatz. Als dann der Gong zum Essen erklingt, kommt Bewegung in die Runde. Lachend streben sie dem Speisesaal zu.Wir dürfen den Gebetsraum des Klosters besichtigen. An den dunklen kühlen Innenraum müssen sich unsere Augen erst gewöhnen, bis sie die bunt bemalten Wände - Szenen aus der buddhistischen Mythologie - erkennen. Butterlampen beleuchten den überdimensionalen Buddha "Shakyamuni".Tengpoche lebt heute von und mit den Touristen, denn das Kloster liegt an der Haupttrekkingroute Nepals zum Everest. Drei der dort vorhandenen fünf Lodges werden von Mönchen des Klosters betrieben.Ich besichtigte die "Tramserku Lodge", wo ich im Jahr 2001 zwei Nächte verbrachte. Hot Shower ist neu, aber nur, wenn die Sonne scheint. Auch unsere Lieblingsbank auf dem Hubschrauberlandeplatz mit Blick auf die Eisriesen ist verschwunden. Wahrscheinlich praktische Gründe, denn vor 2 Jahren mußte bei jeder Hubschrauberlandung erst mal die Bank beiseite getragen werden.Am Nachmittag führte der Weg durch dichten Rhododendronwald, Nepals Nationalpflanze, abwärts zu unserem Zeltplatz am Fuße der Ama Dablam. Obwohl die Sonne schien, war der im Schatten liegende steile Pfad tückisch naß und glatt. Paul rutschte gleich mal in dem Schlamm aus und seine einzige Trekkinghose - eine Reservehose hatte er bei dem Zelttrek nicht dabei - stand vor Schmutz. Als sie später wieder getrocknet war, klopfte er den Schlamm einfach ab - und siehe da, Paul war wieder funktionsfähig.Unser Zeltplatz am Fuße der Ama Dablam ist erreicht. Während wir unseren, bei allen sehr beliebten, Begrüßungs-Lemon-Tea tranken, bauten die fleißigen Helfer unsere Zelte nebst Speise- und Toilettenzelt auf.Der sonnige Zeltplatz lag an exponierter Stelle, - gleich neben dem Hauptweg zum Everest hinter einer niedrigen Steinmauer. So konnten wir vom Zelt aus das bunte Trägervölkchen beobachten und manch kleines Schwätzchen mit anderen Trekkern halten. Dadurch erfuhren wir, dass gerade zwei Trekker, die zum Island Peak wollten, mit dem Nothubschrauber nach Kathmandu ausgeflogen werden mußten - beide höhenkrank. Solche Geschichten fanden bei uns offene Ohren, denn mit AMS (acute mountain sickness) ist nicht zu spaßen. Bis jetzt blieb unsere Gruppe davon noch verschont.Leuchtend grün-rote Blutfasane huschten durch's Gebüsch und weckten unsere Aufmerksamkeit, denn diese bunten Tiere hatten wir noch nie zuvor gesehen.Den späten Lunch nahmen wir im Freien ein, - die Küche hatte wieder einmal gezaubert. Bei dieser grandiosen Bergkulisse schmeckte das Essen nochmal so gut.Kazi findet für uns Birkenrinde, auf der man prima schreiben kann. Er erzählte uns, dass früher im Khumbu in Ermanglung von Papier auf diese Art geschrieben wurde.Der berühmte blaue Eimer, unsere Waschgelegenheit während des Zelt-Trekkings. Hielt leider nur einen Tag (Riss im Eimer), dann war nur noch ZähneputzenWenn die Sonne hinter den Bergen verschwand, wurde es schlagartig kalt. Wir zogen alles an, was wir in der Trekkingtasche finden konnten. Und so passierte es, dass wir dann beim Abendbrot mit Mütze, Schal und Handschuhen erschienen. Die meisten von uns reduzierten bereits jetzt ihre Trinkmenge, um dann in der Nacht nicht aus dem molligen Schlafsack kriechen zu müssen. monustry
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